Dresscode Theaterbesuch

Schon lange waren wir nicht mehr im Theater. Das wurde mir diese Woche so richtig bewusst, als ich an diverse Aufführungen dachte, welche wir schon besucht haben. Manche Theaterbesuche sind so lange her, dass ich nicht mal mehr weiß, wie genau die Stücke hießen. Allerdings gab es auch Aufführungen, die so eindrucksvoll waren, dass wir sie wohl nie vergessen werden. Da wäre das Drama von Georg Büchner  "Wojzeck" Ich erinnere mich noch sehr genau wie dankbar wir waren in der 7. Reihe des Schauspielhauses zu sitzen und nicht in der 1. Reihe! Der Wojzeck stand nackt genau am Bühnenrand und schrie seinen Text so laut, dass er heftig spuckte.🤭 Das dürfte so um 1986 rum gewesen sein, da war ich  20 Jahre alt und doch recht verstört über die Szenen in dieser Inszenierung.  Na ja, das gesellschaftskritische Drama ist auch nicht direkt leichte Kost. Nach der Pause kamen etwa nur noch die Hälfte der Zuschauer zurück, was für uns nicht infrage kam. Wennschon, dennschon! Wie ich ausgerechnet in den "Wojzeck" kam? Tatsächlich ganz freiwillig.😊 Ich habe damals in einer Praxis für Gynäkologie in der Mannheimer City gearbeitet. Die Praxis in bester Lage am Wasserturm war gut besucht und mein Chef ein bekannter Arzt. Damals war es eine Sache des Prestiges, ein Theaterabonnement zu besitzen. Ich denke, auch heute ist es noch gerne gesehen, zur Unterstützung des kulturellen Lebens.  Auf jeden Fall hatte mein Chef ein Abonnement für das Opernhaus 3. Reihe und das Schauspielhaus 7. Reihe im Mannheimer Nationaltheater. Nun ist so ein Arzt, der auch noch Familie hat, gerne mal verhindert. Eigentlich ganz oft. Immer dann durfte ich ins Theater! Ich rief Göga schnell an, denn meist war es kurzfristig und wir gingen wirklich immer in die jeweilige Aufführung. Egal, was gespielt wurde. Wir waren jung und kannten nicht viele Theaterstücke. In unserer Clique war eher Kino angesagt, aber wir freuten uns daran teilhaben zu dürfen und waren dankbar für die Möglichkeit. Ich weiß noch, wie mein Chef eines Tages sagte: Bettina denke daran, es ist eine Opernpremiere! Beachte, wie Du Dich kleidest. Göga trug den schicken Anzug und ich ein langes dunkelblaues Satinkleid. Was denkt ihr, wie es war? Wir waren fast die Einzigen, die so festlich gekleidet waren. Völlig overdressed fühlten wir uns. Oder waren all die Anderen underdressed?  Kommt ja immer auf die Sichtweise an.... 😁 Aber wir fühlten uns sehr besonders an diesem Abend und leisteten uns in der Pause ein Gläschen Sekt. Er WAR besonders dieser Abend. Unsere erste Oper!  Il trittico oder Das Triptychon von Giacomo Puccini. In der 3. Reihe des Opernhauses! 

Gefühlt war das in einem anderen Leben. Jetzt besuchen wir eher unsere Freilichtbühne oder kleine Theaterprojekte, wie die Volksbühne Lampertheim e.V. In diesem Jahr fand es endlich wieder statt, das Mundarttheater, welches immer ausverkauft ist und seit 1926 für einen guten Zweck spielt. Okay, unsere Vorstellung und einige weitere mussten leider wegen Corona verschoben werden. Und als wir am Nachholtermin pünktlich auf unseren Plätzen saßen, blieb der Vorhang zu. Wegen akuter Erkrankung im Ensemble musste die Vorstellung erneut abgesagt werden. So etwas kommt vor. Ich wünsche gute Besserung.

auch wenn es nix wurde mit Theater, wir waren aus



Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Das war Weihnachten

Afternoon-Tea im Luxushotel

Hot Aperol und endlich Weihnachtsmarkt